Moin,
kennt ihr das auch: ich habt euch etwas vorgenommen, es bringt auch super viel Spaß und trotzdem bekommt man leichte Schnappatmung und kleine Panikattacken, wenn es dann fast soweit ist? So geht es mir gerade.
Schokoladen-Sommelière – Kein Thema – oder doch?!
Ich hatte euch ja schon hier auf dem Blog davon berichtet, dass ich eine Ausbildung zur Schokoladen-Sommelière mit ADB-Zertifikat mache. Nach den 3 Modulen im März, Mai und Juni steht nun nächste Woche die Prüfung an. Die Module waren sehr interessant und ich habe unglaublich viel Neues über Schokolade gelernt. Ja klar wusste ich vorher schon die Dinge die man in der Ausbildung zum Konditor lernt, aber jetzt ging es sowohl um die intensiven Grundlagen, aber auch um Geschmäcker, Haltbarkeit, womit kann man was kombinieren oder auch was sind vielleicht die Trends von Morgen.
Neben dem Dreh von „Das Große Backen“, habe ich meinen Sommer damit verbracht, an meiner Projektarbeit zu arbeiten und diese fertig zu stellen. Sie ist Teil der Prüfung, die nächste Woche mit 4 weiteren Teilen (hoffentlich) zum Ziel führt. Zum Thema meiner Arbeit kann ich euch noch nichts erzählen, aber ich glaube ich habe mich noch nie so intensiv mit Schokolade beschäftigt. Ich stand Tage, bzw. Wochen lang in meiner Werkstatt und habe ausprobiert, experimentiert und am Feinschliff gearbeitet.
Neue Wege – neue Erfahrungen
Bisher waren alle meine Prüfungen mit praktischen Prüfungen. Dafür gab es entweder einen praktischen Unterricht oder für meine Prüfung in Amerika einfach jahrelange Erfahrung. Also alles Dinge, die man schon mal gemacht hatte. Die nun, prüfungsgerecht, ausgearbeitet werden mussten und gefertigt werden konnten. Aber dieses Mal ging es darum, etwas Neues zu Entwickeln. Neue Wege gehen. Versuchen etwas zu erfinden, was auch Kunden toll finden. Es konnte aber auch eine Betrachtung einer Entwicklung sein, die man mit Umfragen, Erfahrungsberichten etc. nachvollziehen kann und neue Aspekte entdeckt hat.
Ich musste also aus meinem üblichen Trott heraus treten und mich daran gedulden, dass nicht alles so funktioniert, wie ich es gerne hätte. Habe häufig geflucht, war verzweifelt und mich immer wieder in den Hinter getreten einen neuen Ansatz zu suchen. Eine echt neue Erfahrung für mich – aber auch eine sehr spannende.
Als meine Projektarbeit bei der Prüfungskommission vorlag, habe ich innerlich drei Kreuze gemacht. Es war aber nur ein sehr kurzes Aufflackern der Freude, denn damit war ja nur ein Punkt erledigt! Jetzt hieß es: sich auf die 4 noch verbleibenden Punkte vorzubereiten:
- eine theoretische Prüfung,
- eine sensorische Prüfung (also eine Geschmacksprüfung),
- eine Verkostung von unbekannten Schokoladenprodukten und
- die Präsentation meiner Projektarbeit
Ich hab ein Haustier – hallo innerer Schweinehund!
Theorie heißt, wieder einmal, Lernkarten schreiben, kurz und knapp zusammenfassen und filtern. Und dann das ganze irgendwie in diesen, nicht mehr ganz so jungen, Kopf rein bekommen. Mein Problem dabei ist meistens, das alles total logisch ist, ja auch nicht so ganz unbekannt, aber dann kommt der Moment wo mein Kopf leer ist und ich eigentlich noch nicht mal mehr weiß, wie „Schokolade“ buchstabiert wird! Und logisch läuft es, wie schon immer bei mir, dass man sich am Anfang vornimmt „jeden Tag ein bisschen“ und dann fängt man auch sofort an Lernkarten zu schreiben. Und es kommt wie es kommen muss: „Morgen ganz bestimmt!“, „am Sonntag habe ich Zeit dafür“, „Könnte man auch gut in der Bahn machen“ und ich könnte die ganzen internen Ausreden in meinem Kopf noch lange fortführen. Immer dieser elendige innere Schweinehund! Dabei ist es ja ein gutes Gefühl wenn man sich dann mal hingesetzt und was geschafft hat. Aber der Weg dahin…
Neben der Theorie heißt aber für mich auch die Geschmacksnerven auf Schokolade zu programmieren. Es ist jetzt nicht so als wenn ich keine Schokolade esse – aber bewusst wahrgenommen, ob sie fruchtig, blumig, süß, sauer oder bitter schmeckt habe ich nie so richtig. Ich kann schon sagen, ob sie eine gute Qualität hat, einen schönen Schmelz, aber häufig steht die Schokolade neben mir auf dem Schreibtisch und ich esse sie unbewusst, nur so nebenbei und wundere mich, warum die Packung schon leer ist. Sich wirklich bewusst hinzusetzen und mit allen Sinnen Schokolade zu verkosten ist was ganz anderes. Allerdings musste ich in den letzten Monaten feststellen, dass sich dabei meine eigene Wahrnehmung von Schokolade ganz gewaltig geändert hat. Einige Schokoladen sind mir nun viel zu süß, andere, die ich vorher nicht so gerne mochte, schmecken mir inzwischen sehr gut. Und nun muss ich nächste Woche das Ganze auf den Punkt bringen.
Meine Präsentation braucht noch den letzten Feinschliff und bei der Verkostung baue ich einfach mal auf meine Erfahrung mit unterschiedlichsten Schokoladen-Produkten und so ein klein wenig Lebenserfahrung.
Probieren und studieren
Es klingt also alles gut machbar, aber dennoch habe ich zur Zeit so einen kleinen Teufel auf der Schulter, der mir gerne zuflüstert „hättest Du mal“, „was ist wenn nicht“ und „es kann ja auch schief gehen“. Eine leichte Panik steigt in mir hoch und ich habe mir gefühlt schon 1000 Checklisten erarbeitet, was ich auf keinen Fall vergessen darf. Ich bin bisher im Leben von Prüfungsangst verschont geblieben und, ohne es abwerten zu wollen, es ist nun auch keine Prüfung eines Studiums oder zu einer Doktorarbeit, aber dennoch ertappe ich mich, dass mir so manchmal etwas flau im Magen wird, wenn ich an nächste Woche denke.
Aber so ein Kribbeln im Bauch soll ja nicht schaden und es ist sicher auch besser als wenn man alles auf die leichte Schulter nimmt. In diesem Sinne werde ich die nächsten Tage noch meine grauen Zellen mit Daten füttern, meine Geschmacksknospen mit leckerer Schokolade trainieren und weiter zu mir sagen, dass ich auch schon andere Prüfungen bestanden habe!
Und logisch lasse ich es euch auch wissen, wie mein Abenteuer „Schokoladen-Sommelière“ ausgegangen ist. So oder so!
xxx